Ein gutes neues Jahr euch allen!
So, damit ist es jetzt rum. Ein Jahr ohne Shoppen. Und gegen vorheriger Einschätzung muss ich nicht ohne Klamotten aus dem Haus gehen, auch nicht täglich waschen und die Klamotten hängen auch nicht in Fetzen. Ja ok, so weit hätte ich es wohl auch nie kommen lassen, hier kommt mein durch und durch ernsthaftes Fazit (ob ich das überhaupt kann, so ernsthaft ;)) und die Beantwortung eurer Fragen von Facebook, Instagram und Twitter:
Ich habe angefangen zu nähen. Mit Reststücken von Bekannten und Verwandten. Dann kamen die ersten Besuche in Stoffgeschäften. Die ersten Hamsterkäufe. Die ersten Klamotten. Parallel dazu ging ich aber auch immer noch shoppen. Und das Bankkonto wurde nur für Stoffe und Klamotten geleert. Anreiz zum nähen von Klamotten gab es aber auch nicht so wirklich, konnte man doch schnell shoppen. Irgendwann veränderte sich das aber: Zum einen der Gedanke, dass die ganzen Stoffe ja auch vernäht werden müssen. Mein Bankkonto geschont werden muss, denn doppelt einkaufen, naja… Und dann machte ich mir auch immer mehr Gedanken zur Qualität der Kaufkleidung. Und ich wollte neue Herausforderungen, jedoch war mir auch klar, dass ich eine Jeans nur aus der Not heraus nähen würde, dass ich mir eben keine kaufen kann. Dann reifte der Gedanke: Na dann kaufst du dir halt ein Jahr lang keine Klamotten! Pullis, T-Shirts und so weiter kannst du in jedem Fall schnell nähen, Jeans müsste doch auch gehen und den Rest, denn musst du halt dann nähen! Führt kein Weg daran vorbei. Und so begann es.
Ich gehe keine Sachen shoppen, die ich auch selber nähen kann.
Also weiterhin einkaufen durfte ich also Schuhe, Strumpfhosen, Socken und eigentlich auch Unterwäsche. Ich wollte hier auch ein wenig verzichten, also nicht plötzlich ständig neue Schuhe zu haben, beispielsweise. Sondern wenn ich tatsächlich eine benötige, nach dem richtigen Paar Schuhe zu suchen und keine Kompromisse einzugehen. Deshalb habe ich bis heute keine neuen Pumps in schwarz, obwohl meine Alten eigentlich nicht mehr tragbar sind. Bisher habe ich aber noch keine gefunden, die all meine Anforderungen erfüllt hätten.
Natürlich habe ich auch weiterhin Stoffe geshoppt. Denn mein Lager ist zwar groß, aber Stoffe für den Winter waren da keine vorhanden. Und mein Ziel war es ja, die unterschiedlichsten Projekte anzugehen, mich zu trauen und erst an zweiter Stelle stand der Verzicht. Aber ich bin ganz ehrlich: Das Stoffelager wuchs über das Jahr, vor allen Dingen weil ich nicht zu allem gekommen bin, was ich eigentlich machen wollte.
Weniger eine Frage nach meinem tatsächlichen Gesundheitszustand, sondern eher nach dem, wie ich mich fühle im Vergleich zu letztem Jahr um diese Zeit.
Ich fühle mich gut. Ich weiß wer ich bin. Ich weiß was mir im Normalfall steht. Ich fühle mich wohl in meiner Haut. Und das hat sich verändert: Habe ich zwar auch schon vor einem Jahr viel für mich genäht, so gab es trotz allem immer noch Dinge, die ich getragen habe, die mir aber nicht besonders gefielen und nur aus Ermangelung an Alternativen getragen wurden. Im Laufe dieses Jahres habe ich viele dieser Alternativen geschaffen. Und bin noch dabei. Und ich fühle mich wirklich wohl in meiner Haut! Ich kann das Haus verlassen in Klamotten, die mir gut passen, die mir stehen, sowohl farblich als auch schnittechnisch, in denen ich mich wohlfühlen und ich ich sein kann. Sehr pathetisch? Nein, überhaupt nicht!
Wenn ihr nachschaut, werdet ihr vor einem Jahr auf dem Blog nichts zu dem Thema finden. Denn ich war überhaupt nicht euphorisch, ich habe nur mit mir diesen Pakt geschlossen. Und ich wollte ihn gar nicht laut erzählen, denn dann hätte ich ja daran gemessen werden können und hätte nicht wieder „aussteigen“ können. Denn ich war mir trotz der vernünftigen Gründe dafür sehr unsicher, ob ich das schaffe. Das ich beispielsweise eine Jeans nähen kann, daran zweifelte ich nicht. Aber ob ich die dann auch immer anziehen kann, also auch in die Arbeit, etc., da war ich mir nicht sicher. Oder ob sie mir am Ende überhaupt passt? Oder ob ich für bestimmte Anlässe überhaupt was nähen kann? Und was die Zeit zulässt, denn seien wir mal ehrlich: Im Kopf haben wir 20 fertige Sachen, die in der Realität jedoch nur als Stoff im Stoffschrank liegen und der Schnitt dazu auf der Festplatte. Und weil ich eh schon so euphorisch war (nicht), habe ich mir eben auch noch vorgenommen, dass jeden Tag ein Stück meiner Kleidung selbstgenäht sein muss.
Also weil ich nicht besonders zuversichtlich war, dass ich das tatsächlich schaffe, habe ich das hier auf dem Blog im Vorfeld nicht besonders breitgetreten. Also eigentlich gar nicht darüber gesprochen. Deshalb möchte ich euch heute auch noch ein wenig zu meinem Umgang mit Kleidung und Shoppen im Vorfeld erzählen.
Als junger Mensch steckt man ja oft in der Bredouille. Man verdient wenig Geld, weil man noch in der Ausbildung steckt oder studiert, will sich jedoch recht modisch kleiden und auch nicht ständig das Gleiche tragen, wenn man am Wochenende weggeht. Also greift man im Zweifel auf günstige Klamotten zurück, und ja, wenn man sich einschränkt, dann könnte man auch ein wenig mehr Geld ausgeben, aber wer macht das schon? Und noch dazu, wenn man nicht den Passformkompatibelsten Körper hat. Also bin ich doch recht oft bei eher günstigen Anbietern zum shoppen gegangen. Schließlich muss man ja auch lernen, mit Geld umzugehen und die erste Regel, die man hier wohl befolgen sollte: Preise vergleichen. Also lieber weniger ausgeben und mehr bekommen. So einfach ist das, dachte ich jedenfalls. Und wenn ich was gefunden habe, was mir scheinbar passte, dann habe ich das auch meist mitgenommen, weil wie gesagt, mein Körper ist nicht unbedingt Kaufklamotten-konform. So viel zu meiner „Vorgeschichte“. Wobei ich eigentlich immer wenig Schrankleichen hatte, das muss ich noch kurz hinzufügen. Und ja, vor meinem Jahr war ich nicht mehr in der Ausbildung und hatte auch schon mehr Geld zur Verfügung. Aber was einmal gelernt ist, das hört man nicht mal so schnell auf.
Soviel erstmal zu warum und weshalb. Nun aber endlich zum Fazit 😉
Sie war eigentlich einfacher als gedacht. Ich musste wie gesagt nie ohne das passende Outfit das Haus verlassen, war immer entsprechend gekleidet. Natürlich musste ich vor größeren Anlässen, wie die Hochzeit auf der wir dieses Jahr waren, schon lange vorher anfangen zu planen und auch zu nähen. Und zwischenzeitlich war ich da auch ganz kurz davor, doch shoppen zu gehen. Aber ich habe es
fertiggebracht!
![]() |
Jumpsuit, Abendkleid, Blazer, Hemdblusenkleid |
Bei Saisonwechseln bzw. großen Wetterwechseln ist es mir zwischendurch schon sehr schwergefallen. Natürlich hatte ich noch was im Schrank, das waren aber tatsächlich eher die Basics. Und weil ich nähtechnisch meist noch mit der Saison zuvor beschäftigt war, gab es auch noch keine Planungen. Zum Herbst/Winter hat es mir tatsächlich an warmen Pullis gefehlt. Da musste sehr kurzfristig Ersatz her! Und ja, ich war das Jahr über sehr lange Zeiten an der Nähmaschine und dafür auch bei fast jedem RUMS mit dabei. Also fast 52 Teile für mich dieses Jahr, mal kleiner, mal größer.
Und ich weiß auch, dass es Leute gibt, die sich keine 52 Teile das ganze Jahr über kaufen. Ich muss aber auch ehrlich sagen, das ich dieses Jahr 5 Jeanshosen genäht habe. Ehrlicherweise habe ich davon zwei sehr gerne an, zwei weniger gern und eine eigentlich gar nicht, weil ich bei meiner ersten nicht nur den „falschen“ Jeansstoff, sondern auch noch große Passformprobleme hatte. Denn erst mit Verwendung des Ginger-Schnittes sind die Passformprobleme minimal geworden. Ich habe also nicht für den Schrank genäht, sondern manchmal auch um das perfekte Modell zu bekommen. Denn ansonsten ziehe ich meine selbstgenähten Dinge ständig und immer an. Natürlich manche auch lieber wie andere, aber immer noch lieber wie gekaufte Klamotten. Und das ist doch was!
![]() |
Sandra-Jeans, Ginger No.1, Ginger No. 2, Girlfriend-Upcycling-Jeans |
Ich habe in diesem Jahr auch sehr viel gelernt. Sowohl Fortschritte beim Nähen selber, als auch über mich und meinen Körper. Also bezüglich Schnittwahl, Farbwahl und Muster. Was ziehe ich gerne an, ohne es vorher anprobieren zu können. Das war mir vorher nämlich fast gar nicht klar! Also hier auch weniger Potential, etwas zu nähen was ich am Ende gar nicht tragen möchte.
Ja, bei den Sachen, die ich mir weiter erlaubt hatte zu kaufen. Bis Oktober habe ich keine Socken gekauft. Zum Einen bin ich ja nicht mehr zum einkaufen gekommen, zum Anderen wollte ich ja wirklich erst einkaufen, wenn es dringend notwendig ist. Wenn man aber nur noch 7 Paar Socken hat, also in Wintermonaten entweder öfter Strumpfhose tragen muss, oder wirklich nach 7 Tagen gewaschen werden muss (und die Wäsche eigentlich sofort wieder trocken sein muss), war es wohl notwendig. Aber ich war alles, nur nicht gerne einkaufen. Unterwäsche habe ich dieses Jahr übrigens keine gekauft. Ich habe tatsächlich keine Neue benötigt, da mein Kleiderschrank da noch gut ausgestattet war.
Tatsächlich bin ich nicht so der Listentyp. Ich schreibe immer eine und dann finde ich sie nicht mehr oder habe vergessen, dass es da eine Liste gibt. Aber ich habe meist im Kopf, was ich in meinem Kleiderschrank brauchen kann. Zum Beispiel gibt es da den Punkt „schwarzer Rock“. Der ist schon fast das ganze Jahr auf der „Kopfliste“, ich habe aber einen, der noch geht, also war es noch nicht ganz dringend und musste hinten anstehen. Da steht auch „schwarze Jeans“, weil tatsächlich eine schwarze Kaufhose dieses Jahr das Zeitliche gesegnet hat. Aber auch hier hatte ich noch eine Zweite, diese wird jedoch auch langsam sehr fadenscheinig.
Aber ich habe durchaus immer den Bestand meines Kleiderschrankes im Kopf und habe mir in jeder Saison (wenn auch meist erst nach Beginn dieser) Gedanken gemacht, was ich unbedingt benötige, was ich benötige und was ich gerne hätte. Und mit dieser Verteilung bin ich die Projekte dann auch angegangen. Wintermantel steht im Übrigen noch auf der Liste, was ich benötige. Der Schnitt ist schon mal ausgeschnitten 😉
Ausgemistet habe ich im Übrigen auch. Ich habe mich aber vor allen Dingen von Klamotten getrennt, die mir für den Altkleidercontainer zu schade waren, da zu gut und deshalb schon länger im Schrank lagen mit der Gewissheit, dass sie ausgemistet werden. Nur wusste ich noch nicht, wohin damit. Schlußendlich habe ich sie im Sozialkaufhaus abgegeben. Da wird im Übrigen auch bald ein Teil meiner Taschensammlung landen… Denn ich benutze fast ausschließlich nur noch meine selbstgenähten Taschen.
Extra etwas eingekauft vor diesem Jahr habe ich übrigens nicht. Der Entschluss mit dem Jahr ohne Shoppen reifte sehr spontan und das hätte sich für mich auch wie Schummeln angefühlt.
Auch Second-Hand habe ich nichts eingekauft.
Nein, sicherlich nicht. Und wenn ich shoppen gehe, sicherlich nicht mehr wie zuvor. Denn wenn man sich sehr viel mit dem Thema Nähen beschäftigt, dann beschäftigt man sich auch irgendwann mit den Bedingungen, wie Kaufkleidung im Normalfall entsteht. Und mit den Alternativen. Und es gibt gute Alternativen, gerade in Augsburg. Vor kurzem hatte ich übrigens die Gelegenheit, weil der Mann seine Manomama-Jeans kürzen lassen musste, im Werk von Manomama zu stehen. Also wirklich zwischen den Nähmaschinen durchzugehen, am Stofflager vorbei, also genau da vorbei zu gehen, wo die Jeans von meinem Mann entstanden ist. Wo geht das schon? Und ehrlich gesagt hatte ich große Lust, mich einfach dazuzusetzen und mitzunähen. Und in welcher Kleiderfabrik hat man das denn?
Ich gestehe mir durchaus ein, dass es mir gerade bei Schuhen nicht gelungen ist, dass was ich wollte in fair zu finden. Und so wird es immer wieder Dinge geben, da bin ich mir relativ klar drüber. Aber das werden Einzelstücke sein und nicht die Regel, dass weiß ich für mich auch. Und wenn ichs nicht fair kaufen kann, dann vielleicht einfach doch selber machen? Denn wenn ich es selber machen kann, dann will ich das auch weiterhin gerne tun. Vielleicht nicht mehr ganz so streng, aber Selbermachen schüttet größere Glücksgefühle aus als beim Shoppen 5 Teile heimzutragen. Wirklich!
Vor allen Dingen war ich bei Einkäufen für den Mann (der ohne mich einfach nicht einkaufen geht, obwohl ich das inzwischen noch weniger gern wie er mache) immer sofort total genervt von den Einkaufsläden, vom Angebot (Krass! So viele fertig genähte Dinge, die da auf den Stangen hängen! Und am Ende wird es immer Dinge geben, die übrig bleiben, die keinen Abnehmer finden! Und dann zu Schleuderpreisen unter die Leute kommen!) und von der Qualität der angebotenen Dinge. Da lob ich mir doch die meisten Stoffläden 😉 Wobei ich Stoffe auch nur noch mit genauen Vorstellungen kaufe, was daraus werden soll. Wie gesagt, immer noch mit großem Stofflager, weil einfach die Zeit fehlt alles umzusetzen. Aber auch nicht planlos, einfach das Stoff gekauft ist. Dann lieber nichts. Also sicher nicht vergleichbar mit dem normalen Shoppen. Und shoppen und nähen sind auch zwei paar Stiefel. Also lieber nähen und was fertigmachen müssen als shoppen gehen!
Sicherlich nicht weniger! Aber mehr? Ich bin jetzt mal ganz ehrlich: Ich find immer was zum Geld ausgeben. Wenn nicht für mich, dann für andere. Aber wenn man einige Schnitte hat, eine grundsätzliche Ausstattung mit Nähgarn, Nähmaschine und vielleicht auch Overlock, dann irgendwann kostet nähen für einen selber nicht mehr die Welt. Wenn man die Arbeitszeit für sich selber nicht rechnet. Und das mache ich nicht, schließlich macht mir das Nähen Spaß. Oder rechnet ihr die Zeit, die ihr vor dem Fernseher sitzt? Denn vor dem bin ich dieses Jahr sehr wenig gesessen. Dafür dann eben vor der Nähmaschine. Aber, und dieses aber ist ganz wichtig: So sehe ich das. Solltet ihr nur zum nähen anfangen wollen, dass ihr euch Geld spart, dann geht die Rechnung wohl nicht auf. Denn wie fast jedes Hobby ist auch das Nähen kosten- und zeitintensiv. Und die Ausstattung könnte immer noch besser sein!
Sofort! Denn ich habe es sogar geschafft, jeden Tag mit nur einem selbstgenähten Teil das Haus zu verlassen. Jetzt muss ich sogar manchmal eher überlegen, was nicht selbstgenäht ist…
Und wenn ihr es euch noch überlegt und nicht den Mut findet, einfach zu sagen, dass ihr das macht: Macht euch eure eigenen Regeln! Vielleicht erstmal nur keine Oberteile mehr? Oder nur, wenn ihr es wirklich unbedingt benötigt, einkaufen zu gehen? Oder nicht shoppen gehen, jedoch mit der Ausnahme faire Klamotten kaufen zu dürfen oder Second-Hand? Und ihr könnt auch den Deal vereinbaren, wenn es zeitlich überhaupt gar nicht klappt, dann doch mal ein Stück kaufen zu dürfen? Wie gesagt, die Regeln macht ihr selbst! Ich hatte ja auch meine eigenen 😉
Ich hoffe, der kurze und knappe (nicht!) Bericht hat euch gefallen. Das war mein eigener Weg, der hier sicherlich noch nicht zu Ende ist, jedoch das eine Jahr, indem ich das Ganze so bewusst gemacht habe. Was meint ihr? Wäre das was für euch? Oder macht ihr das eh schon die ganze Zeit?
Viele Grüße,
Marina