Liebe Monika, schön das du hier bist! Ich freue mich wirklich sehr, dass ich so tolle Vertreterinnen auf meinem Blog habe! Willst du dich vielleicht in ein oder zwei kurzen Sätzen vorstellen?
Liebe Marina,
zu erst einmal ganz lieben Dank, dass ich dabei sein darf! Das freut mich sehr!!
Mein Blog und mein Projekt schneidernmeistern sind ja noch ganz jung – ich habe gerade erst meinen ersten Bloggeburtstag gefeiert und wenn ich mich in aller Kürze vorstellen soll, dann bin ich: Schneidermeister, Schnittdirektrice und Kostümbildnerin oder anders gesagt: I was sewing before it was trendy… 😉
Ich bin viel herumgekommen in meiner „beruflichen Karriere“ und habe viel ausprobiert und seit September 2013 bin ich selbständig auf dem hart umkämpften EBook-Markt.
Und ich habe zwei E-Books von dir! Die Rockbüx kennt ihr ja noch? Und Else kommt auch bald dran! Aber wie hast denn du zum nähen angefangen?
Ja, das freut mich sehr. Ich bin schon gespannt, wie deine Else aussehen wird!
Ich weiß gar nicht so genau, wann ich das erste Mal eine Nähnadel in der Hand hatte… Meine Mutter hat immer viel für sich und uns Kinder genäht und hatte ihren Nähbereich im Schlafzimmer. Da hab ich dann auf dem großen Zuschneidetisch gesessen und aus den Stoffresten Kleider für meine Barbiepuppe genäht. Später haben wir dann aus unterschiedlichsten Burdaschnitten meine Kleider für die Abschlussbälle der Tanzschule entworfen. Wir haben also von einem Kleid den Rock, von einem anderen das Oberteil genommen, den Ärmel verändert, noch einen Kragen drangebastelt, vor dem großen Spiegel anprobiert und ein individuelles Kleid geschaffen. Ein tolles Hobby!
Dass ich dann eine Lehre gemacht habe, habe ich einer wenig einfühlsamen Berufsberaterin zu verdanken. Die fragte nach meinen Interessen und das Erste was ich sagte, war, dass ich gerne nähe. In dem Moment klappte sie ihre Kladde zu und meinte „Gut! Dann werden sie Schneiderin!“ und damit war ich entlassen.
Ganz unglücklich war ich nicht, da ich nach dem Abitur die Nase gehörig voll vom Lernen hatte. Praktischerweise gab es eine sehr traditionelle Herrenschneiderei im gleichen Ort. Da habe ich mich vorgestellt und direkt die Lehrstelle bekommen.
Das war also quasi Frühförderung 🙂 Und danke, du wenig einfühlsame Berufsberaterin 😉 Sonst hätten wir vielleicht heute die tollen Schnittmuster nicht und könnten vielleicht auch nicht in Monikas Blog stöbern! Oder wie kam es zu deinem Blog?
Wir sind vor 3 Jahren aus Köln nach Emden gezogen. Ich hatte ja oben kurz erwähnt, dass ich auch als Kostümbildnerin bzw. an der Oper in Köln als Kostümassistentin gearbeitet habe. Mit dem Umzug habe ich mir natürlich Gedanken gemacht, was aus meinem Beruf werden kann. Die Arbeit in Köln war sehr zeitintensiv und hat mich ziemlich ausgelaugt, so dass ich froh war, dass das nächste Theater erst mal nicht in Reichweite war. Zudem war ich schwanger und der Plan war erst mal Füße hoch und danach Mama sein (Was sich aber so ähnlich angelassen hat, wie die Arbeit an der Oper – ständig schreit jemand nach mir und ich hab einen Haufen dreckige Klamotten zu waschen…;)).
Das schöne Jahr Elternzeit war dann irgendwann vorbei und diesmal hatte ich eine wunderbare Beraterin beim Arbeitsamt, die mich nicht in eine Änderungsschneiderei stecken wollte, sondern mir eine Existenzgründung anbot.
Nähkurse habe ich zu dem Zeitpunkt schon gegeben und ich wollte so gerne wieder Schnitte machen und so lag der Schritt auf der Hand online zu gehen. Da ich aber leider nicht programmieren kann, habe ich blogspot gewählt um erst mal eine Plattform zu haben auf der ich meine Arbeit präsentieren kann. Toll ist dabei, dass man so viel mehr Leute erreicht, als wenn ich nur in Emden einen kleinen Laden hätte – ich habe sogar schon nach Kroatien und die USA Schnitte verkauft!
So als richtiger Blogger fühle ich mich aber gar nicht, denn ich will auf schneidernmeistern nicht posten, welchen Kuchen ich gerade gebacken habe… Wer mehr aus meinem Leben sehen mag, der muss mir auf Instagram folgen, das finde ich wesentlich entspannter, schnell und witzig mal zu zeigen, was gerade los ist – da siehst du dann auch schon mal einen Kuchen, den ich gebacken habe oder was mein Kind gerade wieder angestellt hat…!
Wow, bis in die USA und Kroatien! Aber andererseits kaufen wir ja auch Schnitte aus USA 🙂 Aber auch wahnsinnig spannende Bereiche, in denen du gearbeitet hast! Wie ist es dann für dich, wenn du die Nähwerke von uns Hobbynäherinnen siehst? Freust du dich, dass wir das auch hinkriegen oder tut dir vielleicht bei manchen Lösungen dein Schneiderherzlein weh?
Schwierige Frage 🙂 Seit ca. 2 Jahren gebe ich ja nun Nähkurse für alle Stufen von Hobbynäherinnen und da habe ich sehr schnell lernen müssen zu differenzieren.
Es gibt viele verschiedene Typen…
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Zum einen die, die schon sehr gut nähen können und nur Tipps brauchen. Die haben sich mit der Zeit ihren eigenen Stil angewöhnt, mit dem sie super zurecht kommen. Da ist nicht alles „richtig“ aber sie nähen die tollsten Sachen – alles gut!
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Die blutigen Anfänger teilen sich noch mal in zwei Gruppen: Einige wollen es richtig lernen, die geben sich Mühe beim zuschneiden, heften auch schon mal was von Hand, bevor sie loslegen, trennen auch wieder, wenn eine Naht nicht schön geworden ist und sind froh, am Ende des Kurses ein Teil fertig zu haben, das aber dann meistens auch sehr schön geworden ist. Andere wiederum sind nicht so geduldig, springen vielleicht nur auf den Handarbeitszug auf, weil es alle machen, geben sehr schnell auf und gehen aber natürlich auch nicht mit einem zufriedenstellenden Resultat nach Hause ( die suchen sich dann aber vielleicht lieber ein anderes Hobby… 😉 )
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Die dritte Gruppe ist die Schwierigste „das gefährliche Halbwissen“, genährt durch EBooks und Youtube, die denken sie können nähen, sind aber auch beratungsresistent, wie man so schön sagt. Ich habe auch mal zu dieser Gruppe gehört (wobei Ebooks und youtube damals noch nicht existierten), habe aber dann doch eingesehen, dass meine Lehrmeisterin einfach besser wusste wie man näht…
Ich finde toll, wie viel wieder genäht wird und viele wollen ja nur ihr Hobby ausleben, oder einem Trend folgen und keine Meisterprüfung ablegen. Also jeder nach seiner Façon… Auf meinem Führerscheinbild habe ich eine selbstgenähte Bluse an, bei der ich den Kragen nicht richtig hingekriegt habe, da habe ich dann auch „meine Lösung“ gefunden und war wahnsinnig stolz – also warum nicht!?
Wenn jemand mit Herzblut bei der Sache ist, kann es nicht „falsch“ sein.
Mein „Schneiderherzlein“ verkrampft sich nur, wenn ich falsche DiY-Anleitungen im Netz sehe, lieblos gemachte EBooks, oder die Qualität auf DaWanda oder den vielen Hobbybörsen extrem sinkt und die Leute für ihre Handarbeit nicht einmal den Warenwert verlangen. Da frage ich mich schon oft, was das alles soll, aber das ist noch mal ein ganz anderes Thema!
Naja, und beim Probenähen bin ich ja sowieso sehr angewiesen auf die Hobbynäherinnen. Viele gute Ideen und Hinweise oder außergewöhnliche Lösungen sind schon entstanden, auf die ich als Profi gar nicht gekommen wäre!
Ich muss jetzt gerade überlegen, welcher Typ ich bin… Aber das wird nicht verraten 🙂 Wie geht es dir dann heute damit, einerseits Mama zu sein aber daheim zu arbeiten, Ebooks zu erstellen und einen Blog zu führen? Und mit deinen Nähkursen? Bist du angekommen, bei dem, was du machen willst?
Für mich ist die Selbständigkeit die perfekte Lösung wieder in meinem Beruf zu arbeiten. Ich muss nicht von einem Termin zum Kindergarten hetzen, ich kann mir „freinehmen“ um an einem Ausflug teilzunehmen, ich kann mir meine Zeit frei einteilen, ich kann auch mal abends (oder mit Vorliebe nachts) arbeiten… und so weiter.
Ich bin in der glücklichen Position nicht von meinem momentanen Einkommen leben zu müssen und habe so die Freiheit auszuprobieren, wo mich das ganze „Unternehmen“ hinführt. Der Nachteil ist natürlich, dass ich keine Tür habe, die ich hinter mir zu machen kann – ich bin immer versucht, auch am Nachmittag nochmal „schnell“ was nachzuschauen. Eine Werkstatt, in der ich drei Tage die Woche konzentriert arbeiten könnte wäre perfekt.
Auch trage ich natürlich die ganze Verantwortung und muss mich um alles kümmern. Ich habe keine Schnittmacherin und keinen Grafiker, die mir die „Schmutzarbeit“ abnehmen, alles liegt in meiner Hand – aber ich will es auch gar nicht anders. Ich kann so viel schneller reagieren und muss Änderungen nicht über dritte laufen lassen. Zudem habe ich sehr genaue Vorstellungen davon, wie etwas auszusehen hat und habe immer Angst zu viele Kompromisse eingehen zu müssen…
Angekommen fühle ich mich noch nicht. Gerade jetzt, (im August) wo wir dieses Interview führen, habe ich das Gefühl, dass sich einiges ändern wird. Ich habe in meinem ersten Jahr ordentlich Gas gegeben, habe 6 Schnittmuster herausgebracht und bin von der ursprünglichen Idee, die ich in meinem Buisnessplan beschrieben habe, doch ein ganzes Stück abgewichen. Ich will auf jeden Fall einen Gang herunterschalten, neue Prioritäten setzen, eine große Investition tätigen und meine Linie verfeinern oder meinen „signature style“ wie man so schön sagt…
So kann ich noch gar nicht sagen, wie es im September weitergehen wird… Da kann ich nur den Tipp geben, öfter mal rüber zu klicken zu www.schneidernmeistern.de und mal nachzusehen, was sich so tut…;)
Oh, da bin ich aber gespannt, was da kommt! Jetzt kommt eine schwierige Frage: Was sind deine Lieblingsschnittmuster? Diese frage habe ich allen gestellt, also wird sie auch dir gestellt 🙂 Die Zusatzfrage ist noch spannender: Gibt es ein Schnittmuster, dass es noch nicht gibt, du dir aber wünschen würdest? Ja ich weiß, dass du selber Schnittmuster machst, aber kann ja trotzdem was geben 😉
Da habe ich jetzt wirklich lange nachgedacht, was ich in letzter Zeit so genäht habe und komischerweise habe ich so etwas wie ein Lieblingsschnittmuster gar nicht, da ich wirklich selten einen Schnitt ein weiteres Mal verwende. Die Else ist schon irgendwie mein Lieblingskleid, aber wahrscheinlich auch nur weil ich so lange auf sie warten musste 😉
Für den kleinen Mann habe ich tatsächlich schon häufig das recess raglan tee von see kate sew genäht. Das finde ich super – schnell genäht (super easy gerade wegen dem Raglan Ärmel) passt perfekt und weil ich meistens alte T-Shirts verwende spare ich mir die ZwillingsnadelSaumNäherei und mache das ganze noch ein wenig unkomplizierter. Überhaupt mag ich die amerikanischen „sewing Blogs“ total gerne. Da gibt es nicht so viele quietschbunte Klamotten, sondern die Mamas nähen richtig coole Kleidung für ihre Kids!
Die Zusatzfrage kann ich dagegen ganz klar beantworten, muss aber ein wenig weiter ausholen… Als ich so um die 20 war haben wir im Freundeskreis „advanced dungeons and dragons“ gespielt. Ein Fantasyspiel, dass man wohl auch draußen in der Natur spielen kann, welches wir aber nur zu Hause am Tisch in großer Runde gespielt haben. Es gab einen Erzähler und Spielleiter, der eine Fantasyabenteuergeschichte vorgegeben hat und wir waren Elfen und Gnome und all die wunderbaren Gestalten mit ihren magischen Eigenschaften und wir mussten ums ein und andere Mal Abenteuer bestehen. Ein wunderbares Item, dass ich einmal von einem Zauberer geschenkt bekam, war der sogenannte „bag of holding“ – ein Beutel in den alles hinein passte, was man brauchte und der dennoch nur so groß war wie ein kleiner Turnbeutel…
Wenn man das entwerfen könnte, das wär toll!
Liebe, liebe Monika, herzlichen Dank für diese wunderbare Interview! Du hast uns einen wunderbaren Blick durchs Schlüsselloch gezeigt und ich freue mich sehr, dass du hier zu Gast bist! Und auf Donnerstag könnt ihr auch schon ganz gespannt sein, unser Schneiderlein hat sich was ganz Tolles einfallen lassen!
Und solltet ihr nochmal nachlesen wollen, was es mit dem ganzen Gastbloggen eigentlich auf sich hat, dann dürft ihr das gerne hier tun!
Viele Grüße,
Marina